Das Höhlenreich(e) Iserlohn - Abenteuer und Forschung in einer verborgenen Welt
Ausstellung im Deutschen Höhlenmuseum Iserlohn
|
Vor 30 Jahren wurde das erste kleine Höhlenmuseum an der Dechenhöhle eröffnet.
Seit Pfingsten 2009 feiert das Deutsche Höhlenmuseum Iserlohn das Jubiläum zusammen mit dem "Förderverein Dechenhöhle und
Höhlenkundemuseum e.V." und der "Speläogruppe Letmathe- Verein für Höhlenkunde in Westfalen e.V." mit einer großen Ausstellung.
Die Ausstellung befindet sich in den neu eingerichteten Ausstellungsräumen der oberen Etage des Museums. Nachdem Pfingsten 2006 das Deutsche
Höhlenmuseum Iserlohn seine Pforten geöffnet hat, werden die neuen Räumlichkeiten des Höhlenzentrums an der Dechenhöhle nun vollständig
für die Öffentlichkeit zugängig sein. Seit seiner Eröffnung haben schon über 200.000 Besucher das neue Höhlenmuseum besichtigt.
Die Ausstellung zeigt nun erstmalig einige repräsentative Expeditionsfotos und schildert die bewegenden Momente einer Neuentdeckung.
Dabei wird der Bogen gespannt von den ersten Aktivitäten nach der Entdeckung der Dechenhöhle 1868 bis zu den modernen wissenschaftlichen
Untersuchungen eines internationalen Wissenschaftlerteams, das dem Eiszeitklima in den Tropfsteinen auf der Spur ist.
Ein kurzer Film zeigt erstmalig bewegte Bilder aus der Perspektive eines Höhlenforschers.
|
Neuland entdecken, seine Füße dort hinsetzen, wo nie zuvor ein Mensch gewesen ist. Dieses Gefühl haben Iserlohner Forscher nicht
etwa im tropischen Dschungel Afrikas erlebt, sondern direkt vor ihrer Haustür. Kaum einer weiß, dass die Stadt vor den Toren des
Ruhrgebietes ein Paradies für Höhlenforscher ist. Nirgendwo sonst im Lande wurden so viele Tropfsteinhöhlen neu entdeckt wie hier
am Nordrand des Sauerlandes.
In den Tiefen des devonischen Massenkalkes befindet sich das höhlenreichste Tal Deutschlands.
Über 20 Kilometer messen die Höhlen und Grotten mittlerweile und jedes Jahr werden neue Gänge und Hallen entdeckt.
Ein Highlight der Ausstellung ist die Gesamtdarstellung der westfalenweit bekannten Felsgruppe "Pater und Nonne". Das Spektrum reicht
dabei von der berühmten Sage über die archäologischen Funde bis hin zu der Landschaftszerstörung durch Steinbruch und Verkehrsführung
in ihrem Umfeld.
Schon von jeher haben Höhlen den Menschen angezogen und fasziniert. Höhlen bieten Schutz vor Wetter,
Krieg und Verfolgung. Sie wurden aufgesucht aus kultischen oder religiösen Gründen, und sie dienen als Lager- und Kühlräume.
Seit dem 18. Jahrhundert wurde dieser Nutzungsgedanke von einem zunehmenden Interesse an den Höhlen selbst abgelöst.
Knochenfunde in Höhlen zeugen von einer frühen Besiedlung durch den Menschen oder dem Vorkommen prähistorischer Tiere. Neben diesen
wissenschaftlichen Motiven wurde zunehmend auch versucht, der Bevölkerung das Naturerlebnis Höhle näher zu bringen.
Die 1868 von Eisenbahnarbeitern zufällig entdeckte Dechenhöhle bei Iserlohn im nordwestlichen Sauerland war eine der ersten, gut
ausgebauten Schauhöhlen in Deutschland. Insgesamt haben über 14 Millionen Menschen die unterirdische Wunderwelt im Kalkgestein des
Grüner Tals zwischen Letmathe und Iserlohn besichtigt.
Auch heute noch entdecken Höhlenforscher immer wieder neue Höhlen und Höhlengänge, so dass die Dechenhöhle mittlerweile nur eine von
fast 130 bekannten Höhlen in Iserlohn ist.
Die Dechenhöhle liegt im Tal des Grüner Bachs, einem Zufluss der Lenne, das man zu Recht auch das Tal der Höhlen bezeichnen kann.
Nirgendwo sonst in Deutschland befinden sich auf vergleichbar kurzer Talstrecke über 20 Kilometer Höhlengänge eines geologisch
zusammengehörenden Höhlensystems.
Wahrscheinlich sind es noch viel mehr, denn ein großer Teil der existierenden Hohlräume dürfte noch unerkannt im Untergrund verborgen sein.
|
 |
Blick in die Sonderausstellung |
Seit 40 Jahren werden die Höhlen durch organisierte Höhlenforscher untersucht und dokumentiert. Dabei
besteht seit ungefähr 20 Jahren eine enge Kooperation mit Wissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum sowie anderen Forschungseinrichtungen
im In- und Ausland.
Die Höhlenforschung (Speläologie) ist eine moderne Disziplin, in der Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen mit organisierten,
ehrenamtlich tätigen Höhlenforschern zusammenarbeiten. Höhlenforschung ist Abenteuer und Wissenschaft zugleich.
Auch die Dechenhöhle ist in den letzten Jahren wieder in das Blickfeld der Höhlenforschung geraten und ermöglicht einen Einblick in die
wissenschaftliche Forschung. Höhlen bieten unterschiedlichen Forschern ein reiches Betätigungsfeld. Biologen erforschen die arten- und individuenarme, aber dennoch
verblüffend interessante Fauna und Flora der Höhlen.
|
Geologen interessieren sich für die Entstehung der Höhlen und für die Ablagerungen
in ihnen, die oftmals ein detailliertes Archiv über das Klima der Vorzeit darstellen. Paläontologen graben nach Überresten urzeitlicher
Tiere und Pflanzen, während Archäologen und Historiker Spuren menschlicher Besiedlung nachgehen.
Die zahlreichen Entdeckungen und Forschungen rund um die Dechenhöhle werden nun in einer Gesamtschau erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Tauchen Sie gefahrlos ein in die verschiedenen Hallen und Gänge, und lernen Sie die wissenschaftlichen Projekte kennen. Sie werden staunen,
wie vielfältig und abwechslungsreich die Welt ohne Licht ist!
|
|
|
Ermöglicht wurde das Ausstellungsprojekt durch eine großzügige finanzielle Förderung der NRW-Stiftung Natur-Heimat-Kultur sowie durch
die langjährige Forschungstätigkeit der "Speläogruppe Letmathe- Verein für Höhlenkunde in Westfalen e.V.", die seit über 30 Jahren
ehrenamtlich in den Iserlohner Höhlen arbeitet.
|
|